Alles könnte anders sein

Kategorien: Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Weltverbesserung, Lifestyle

Bücher mit Problemthemen, in denen unterschiedlichste Sachverhalte bemängelt werden, gibt es zuhauf. Wenn Ihr Euch aber fragt, wie man die Probleme lösen kann, wird die Auswahl schon geringer. Daher freut es mich besonders, Euch heute solch ein Buch vorstellen zu dürfen.

Das Buch von Harald Welzer „Alles könnte anders sein – eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen“ liegt mir persönlich sehr am Herzen. Allerdings fällt es mir besonders schwer, dieses Buch umfassend zu beschreiben. Es sind so viele Gedankenanstöße darin, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.

Ich könnte jetzt natürlich her gehen und aus dem Inhaltsverzeichnis ein paar Überschriften zitieren. Klar, es geht um Wiedergutmachung, es geht um Autonomie, es geht um die Moderne. Es geht um Realismus. Es geht um Fragen der Arbeit in der heutigen modernen und globalisierten Zeit. Es geht um Mobilität. Und es geht um Vieles mehr. Aber darunter könnt Ihr Euch alles und nichts vorstellen. Das Geniale an diesem Buch ist es jedoch, dass hier von so vielen hoffnungsvollen Ansätzen berichtet wird, die das heutige Leben nicht nur in einem neuen Licht erscheinen lassen, sondern die aufzeigen, was alles bereits erfolgreich in die Wege geleitet worden ist. Es geht also nicht um graue Theorie, wie das Leben theoretisch sein könnte, wenn wir uns nur Mühe geben würden. Nein, es werden Projekte darin vorgestellt, die es bereits gibt und die funktionieren.

Ein Blick in frühere Zeiten oder in andere Kulturen ermöglicht uns neue Blickwinkel, unter denen wir unsere moderne Zeit anders betrachten und dadurch auch neu bewerten könnten. Lassen wir probehalber doch einmal den Gedanken zu, dass die Organisation unseres heutigen Lebens in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen auch anders sein könnte, wie es der Titel des Buches nahe legt. Allein dieses Experiment löst Denkblockaden, denen wir üblicherweise unterliegen, denn unsere Erziehung und unsere tägliche Praxis haben sie uns so beigebracht. Wer nicht angepasst ist, wird von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Doch könnte es nicht sein, dass gerade ein unangepasstes Verhalten eine Kreativität erlauben würde, die in den althergebrachten Schienen nicht möglich ist? Schon die Physik lehrt uns, dass Probleme nicht auf demselben Level gelöst werden können, auf dem sie entstanden sind. Eine Horizonterweiterung tut unserer Gesellschaft also dringend not. Das Buch von Harald Welzer „Alles könnte anders sein – eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen“ ist ein Beitrag für solch eine Horizonterweiterung.

Es ist eine programmatische Absage an hierarchische Zwangsstrukturen. Es ist ein Plädoyer für eine freie Gesellschaft, in der Mitmenschlichkeit und Solidarität herrschen. Als Soziologe zeigt Harald Welzer klar auf, was für ihn ein Zivilisierungsprozess ausmacht. Das Zusammenspiel von Individualität und gesellschaftlicher Entwicklung wird eben so beleuchtet, wie die Verwerfungen und zivilisatorischen Rückschritte, die durch den Neoliberalismus in unser Leben gekommen sind.

Alles in allem ist das Buch jedoch keine reine Problemschilderung. Im Gegenteil! Die Gestaltung einer gemeinsamen, auf Solidarität ausgerichteten Zukunft muss keine Utopie bleiben. Der Autor zählt einzelne Bausteine auf, die er – analog zu einem Lego-Spiel – einzeln zur Verfügung stellt und die unterschiedlich kombiniert werden können. Wie eine solche Kombination aussehen kann, wird sich im gesellschaftlichen Zusammenspiel erst erweisen müssen. Doch die Möglichkeiten sind auch heute schon gegeben. Wir müssen sie nur nutzen.

Sobald Sie das Buch gelesen haben, würde ich mich sehr freuen, Ihre Meinung hierzu zu erfahren!

Herzliche Grüße
Renate Wettach
geschaeftsleitung (at) loewenstern-verlag.de


Autor: Harald Welzer
Hardcover: 320 Seiten
Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
Auflage: 4 (April 2019)
Preis: 22,00 Euro

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