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Der heutige Beitrag stammt von Stefanie Düll

Die tanzenden Schneeflocken
Ricarda saß am Küchentisch und starrte auf ihre To-Do-Liste. Die Vorweihnachtszeit, die sie früher so geliebt hatte, fühlte sich dieses Jahr wie ein unüberwindbarer Berg an. Geschenke, Dekorationen, der Weihnachtsbraten – alles drängte sich in ihrem Kopf, und die Liste schien mit jedem Abhaken länger statt kürzer zu werden. Seufzend rieb sie sich die Schläfen, während die Worte „nicht genug Zeit“ wie ein Mantra durch ihren Kopf hallten.
Da klingelte das Telefon. Es war Frida, ihre beste Freundin. „Ricarda, zieh dir deine dicke Jacke an. Ich habe etwas für dich vorbereitet, das du sehen musst.“
„Frida, ich habe keine Zeit“, entgegnete Ricarda müde.
„Gerade deshalb“, antwortete Frida geheimnisvoll. „Es dauert nicht lange. Vertrau mir.“
Widerwillig zog Ricarda ihre Stiefel und den Schal an. Wenig später stand sie im kleinen Park am Stadtrand. Der Schnee lag wie eine zarte Decke über den Bäumen, und die Luft war frisch und klar. Frida wartete mitten auf dem Weg, ihre Hände ausgestreckt.
„Was soll das? Du fängst Schneeflocken?“ fragte Ricarda skeptisch.
„Genau das“, antwortete Frida lächelnd und streckte ihr eine Hand entgegen. „Schau mal, wie schön sie sind. Jede Flocke ist einzigartig. Aber weißt du, was das Beste ist? Wenn du sie in der Hand hältst, schmelzen sie ganz von allein.“
„Und wie soll mir das jetzt helfen?“ fragte Ricarda, nicht minder skeptisch.
Frida lachte leise. „Jede Sorge ist wie eine Schneeflocke. Sie wirkt groß und schwer, wenn sie auf dich niederfällt, aber wenn du sie liebevoll betrachtest, wird sie kleiner und schmilzt. Vielleicht bleibt ein Tropfen, aber der ist nicht schwer.“
Ricarda hob zögernd ihre eigene Hand. Eine zarte Schneeflocke landete darauf und begann zu schmelzen. Irgendwie fühlte es sich magisch an. Sie dachte an ihre Sorgen und an die Geschenke, die sie noch besorgen musste. Plötzlich hatte sie eine Idee: „Warum mache ich nicht etwas Selbstgemachtes für Mama? Das spart Zeit, und sie liebt es doch.“
„Genau so funktioniert es“, sagte Frida. „Wenn du dir Zeit nimmst, eine Sorge genau zu betrachten, zeigt sich oft eine einfache Lösung.“
Ricarda fühlte, wie sich etwas in ihr löste. Die kalte Luft, der glitzernde Schnee – all das ließ ihren Kopf klarer werden. „Danke, Frida. Du bist ein Schatz.“
Frida grinste. „Ich weiß. Und jetzt habe ich eine Idee: Lass uns in den kleinen Blumenladen um die Ecke gehen. Er ist nicht nur wunderschön dekoriert, sondern sie machen dort jedes Jahr etwas Besonderes – eine Adventsausstellung mit den Landfrauen aus der Region. Es gibt selbst gebackene Kekse, handgemachtes Gebäck und sogar kleine Geschenkideen. Ich wette, wir finden dort etwas, das deine Liste leichter macht.“
Ricarda hob überrascht die Augenbrauen. „Das klingt zauberhaft. Und weißt du was? Meine Tante hat mir erzählt, dass sie dieses Jahr keine Kekse backen kann, weil ihre Hände so schmerzen. Vielleicht finde ich dort etwas Leckeres für sie. Und wenn wir Glück haben, kommen mir noch ein, zwei Ideen für die anderen Geschenke.“
Der Blumenladen war ein wahres Winterwunderland. Der Duft von frischem Tannengrün und Zimt erfüllte die Luft, während liebevoll arrangierte Kränze, Kerzen und weihnachtliche Dekorationen die Räume schmückten. In einer Ecke präsentierten die Landfrauen ihre Köstlichkeiten: kunstvoll verzierte Plätzchen, Stollen und Gebäck. An einem anderen Stand gab es handgemachte Marmeladen und Kräuteröle, alles wunderschön verpackt.
„Das ist perfekt“, sagte Ricarda und packte eine hübsch verzierte Keksauswahl für ihre Tante ein. „Das hätte ich niemals besser hinbekommen.“
Während sie sich umschauten, entdeckte Ricarda zudem ein aromatisches Kräuteröl, das perfekt für ihren Schwager war, und eine kleine, handgemachte Duftkerze für ihre Kollegin. Die Freude darüber, gleich mehrere Punkte von ihrer Liste abhaken zu können, ließ sie aufatmen.
„Und jetzt noch der Weihnachtskranz“, sagte Frida. Sie fanden einen wunderschönen, mit roten Beeren und goldenen Akzenten geschmückten Kranz, der Ricardas Wohnzimmer perfekt ergänzen würde. Danach setzten sie sich in die kleine Kaffeebar des Ladens, wo sie heißen Kakao tranken und die entspannte, festliche Atmosphäre auf sich wirken ließen.
„Weißt du, Frida“, sagte Ricarda, während sie an ihrem Kakao nippte, „ich hätte nie gedacht, dass ein Nachmittag so viel ändern könnte. Ich bin so froh, dass ich mitgekommen bin. Nicht nur wegen der Geschenke – ich fühle mich plötzlich wieder so leicht.“
Frida zwinkerte ihr zu. „Das wusste ich doch. Manchmal muss man einfach innehalten und die Sorgen wie Schneeflocken schmelzen lassen.“
„Und die besten Ideen kommen genau dann“, fügte Ricarda hinzu, während sie ihre Tüte mit den Keksen, dem Öl und der Kerze festhielt. „Jetzt habe ich nicht nur meine Tante glücklich gemacht, sondern auch meinen Schwager und meine Kollegin – und es fühlt sich gar nicht mehr wie Arbeit an.“
Die beiden Freundinnen lachten, tranken ihren Kakao aus und machten sich mit leichteren Herzen auf den Heimweg. Die Schneeflocken tanzten immer noch leise um sie herum, aber diesmal fühlten sie sich nicht wie eine Last, sondern wie ein Versprechen: Alles wird gut, wenn man es Schritt für Schritt angeht.
Möchtest du deine Sorgen auch schmelzen lassen?
Nimm dir einen Moment Zeit, um mit kleinen Schritten mehr Leichtigkeit in deine Gedanken zu bringen. Diese Übungen helfen dir dabei:
1. Welche „Schneeflocken“ möchtest du heute betrachten?
Schreib eine Sorge oder Aufgabe auf, die dich gerade belastet. Was genau macht sie schwer? Gibt es einen ersten kleinen Schritt, der sie leichter machen könnte?
2. Mit wem kannst du deine Sorgen teilen?
Überlege, wer dir helfen könnte, neue Ideen oder Perspektiven zu finden. Manchmal hilft ein einfaches Gespräch mit einem lieben Menschen.
3. Welche kleinen Freuden kannst du dir heute gönnen?
Plane eine kleine Auszeit: einen Spaziergang, einen heißen Kakao oder eine kurze kreative Aktivität. Diese kleinen Momente geben dir die Energie, die du brauchst.
Probiere es aus – und lass deine Sorgen wie Schneeflocken schmelzen. Du wirst überrascht sein, wie viel leichter sich dein Tag anfühlen kann.